- Gewohnheit
- Loswerden
- Ausdruck
- Sicherheit
- Narzissmus
Ich mag gute Geschichten. Und viel zu oft habe ich Bücher gelesen, bei denen ich dachte, das hätte ich besser gekonnt. Wie könnte ich es also nicht versuchen, es besser hinzubekommen?
Wie könnte ich meine Geschichten und meine Sprache der Welt vorenthalten?
Ich weiß, es ist nicht gerade modern, offen auszusprechen, dass man sich für großartig hält. Und natürlich kann ich das auch nicht ohne Ironie tun. Ich habe jede Menge Fehler und muss noch sehr viel dazulernen, auch beim Schreiben. Niemand ist perfekt.
Aber dennoch muss ich zugeben, dass ich meine eigenen Texte später oft sehr liebe, wenn ich sie noch einmal lese. Und natürlich treibt mich auch das an. Wenn ich nicht glauben würde, dass etwas gutes dabei herauskommt, müsste ich mich nicht so anstrengen. Und auch wenn ich die meisten Texte hundert Mal überarbeite und niemals zufrieden bin, gibt es auch immer wieder Texte, die ich schon in der ersten Fassung perfekt finde, gerade in ihrer Unvollkommenheit, ihrer Wahrheit, ihrer Fähigkeit, zum tiefsten Schmerz vorzudringen. Meine beiden Theaterstücke, viele Gedichte und manche Kurzgeschichten würde ich niemals einem Lektorat aussetzen, auch wenn ich sie dann niemals veröffentlichen kann. Ich finde sie einfach zu gut.
Und ich muss auch zugeben, dass ich gelegentlich denke, es wäre schade für die Literaturwelt, wenn ich jetzt stürbe und keine Zeit mehr hätte, alle Geschichten aus meinem Kopf herauszulassen. Beim Schreiben zweifele ich immer wieder daran, ob ich es schaffe, die Geschichten gut auf’s Papier zu bekommen. Aber wenn ich die Bilder in meinem Kopf betrachte oder einen fertigen Text lese – nicht zu schreiben wäre nicht nur ein Verlust für mich, sondern auch für die Welt. Selbst wenn die Welt das niemals erkennen sollte.
(erstmals veröffentlicht 01-2018)