
Sie sagen, wer aufhört zu schwimmen ertrinkt.
Manchmal scheint ertrinken eine gute Lösung zu sein.
In der vergangenen Woche hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Von allen Bewerbungen, die ich geschrieben hatte, ein Vorstellungsgespräch. Ich habe keinen Beruf erlernt, ich habe ein Fach studiert. Eine Metawissenschaft, mit der man alles und nichts machen kann, Philosophie. Weil ich überlesen habe, dass der Neurowissenschaftsanteil an diesem Studiengang nur 20% beträgt, aber das ist eine andere Geschichte.
Es ist äußerst schwer, Bewerbungen zu schreiben, wenn man keinen Beruf erlernt hat. Ich habe so viele verschiedene Fähigkeiten, aber keinen Abschluss, der mir sagt, wonach ich gucken soll. Also scrolle ich einfach immer wieder alle Stellenanzeigen meiner Stadt durch und war schon froh, dass ich unter 500 offenen Stellen fünf gefunden habe, die ich mir vorstellen konnte.
Am Donnerstag habe ich mich an unserer Uni vorgestellt für eine Assistentenstelle im Büro der Gleichstellungsbeauftragten. Bei fast allem, nach dem sie mich gefragt haben, konnte ich sagen, ja, sowas habe ich schon mal gemacht. Ich bin sicher kein Profi, aber ich habe Erfahrungen, bei Social Media, im Webdesign, mit Lehrveranstaltungen, Konferenzen und Universitätshierarchie. Gleichstellung ist Thema im Ethikunterricht – meiner aktuellen Arbeit – und gendergerechte Sprache beschäftigt mich auch privat viel. Ich war offen, selbstsicher, es herrschte eine gute Stimmung.
Nach dem Vorstellungsgespräch ging es mir so gut wie seit Wochen nicht mehr.
Gestern habe ich eine Mail bekommen, sie haben sich für jemand anderen entschieden.
Ich weiß nicht, wer sich noch beworben hat. Ich weiß nicht, ob es ein Fehler von mir war oder einfach eine andere Bewerber*in besser passte.
Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.
Sie sagen, ich soll mich davon nicht runterziehen lassen, eine Jobabsage ist keine Ablehnung meiner Person. Trotzdem war ich am Boden. Es ist so anstrengend, nur beinahe erwachsen zu sein. Das verletzte Kind in mir nimmt alles persönlich. Die Erwachsene in mir ist ungeduldig, ich weiß, was ich kann, und ich will es auch zeigen dürfen. Und der Vermittler zwischen beiden hat sich krank gemeldet wegen Burn-out. Sollen die zwei ihren Quatsch doch alleine machen.
Natürlich werde ich weiter nach einer neuen Stelle suchen. Und so gut ich kann weiter meiner aktuellen nachgehen. Doch gestern hätte ich gerne mit dem Schwimmen aufgehört. Nur für einen Moment.