Tagespolitisches

Thank you for the music

Gestern Abend war ich bei einem Konzert der Kelly-Family.

Als die Kellys vor fünfzehn, zwanzig? Jahren so richtig berühmt waren, war ich kein Fan ihrer Musik. Ich habe über sie gespottet wie so viele, weil es uncool war, die Kellys zu hören, und ich war schon ohne das uncool genug. Und auch gestern habe ich nur meine Freundin begleitet, weil sie es sich so gewünscht hat. (Und weil ich zu Live-Musik niemals nein sagen kann.)

Bei dem Konzert ist mir aufgefallen, dass ich bis auf ein paar Lieder gar nichts von der Kelly-Family kannte. Keine gute Voraussetzung,  ihre Musik abzulehnen. Ich war sehr beeindruckt von dem Stilmix und dem großen musikalischen Können der Mitglieder. Auch wenn es nach wie vor nicht meine Herzensmusik ist, hat das Konzert mir großen Spaß gemacht.

Stellen sie eigentlich ihre DNA der Wissenschaft zur Verfügung, damit diese das Musikgen finden können? Aber das nur am Rande …

Und wie so oft frage ich mich mal wieder, warum ich eigentlich nicht in der Musik gelandet bin. Okay, ich kann nicht wirklich singen, ich spiele eigentlich kein Instrument und meine Gedichte haben niemals einen ordentlichen Rhythmus. Aber ich bin neidisch auf die Musik. Nichts geht so direkt und wider aller Vernunft ins Herz. Und das möchte ich auch. Auf keine andere Weise kann man mit wenigen Worten und auch ganz ohne Worte so viel sagen, Menschen gleichzeitig glücklich und traurig machen und das Leben erträglich.

Musik bedeutet mir eigentlich noch viel mehr als Literatur und trotzdem mache ich keine. Vielleicht weil man schon als Kind angefangen haben muss, um wirklich gut zu werden. Und über das obligatorische Blockflötenspiel ging meine musikalische Frühbildung nie hinaus. Und vielleicht reicht auch meine Fantasie nicht weit genug in die melodische Richtung.

Aber ich würde wirklich gerne Musik machen. Ich möchte Menschen erreichen, ganz tief drinnen, sie erfüllen und befreien. Und wer hört sich schon zwei Stunden lang Gedichte an? Oft ist Musik nur Hintergrundrauschen und damit verschenkt, aber man muss sich nicht so sehr überwinden, sie in die Hand (bzw. das Ohr) zu nehmen wie ein Buch. Musik schlängelt sich durch, schleicht sich an und manchmal trifft sie dann ganz unerwartet und unvermittelt aus dem Autoradio, wie mich Weihnachten Pinks „What about us?“ im Auto zum Weinen brachte, obwohl ich es vorher schon oft gehört, aber nie verstanden hatte.

Musik ist so viel mehr als nur der Soundtrack des Lebens. Der Soundtrack meines Schreibens. Ich stelle mir vor, ich möchte schreiben wie Sophie Hunger, und meine dabei so viel mehr als ihre Texte. Aber wie fange ich ohne Musik die Stimmung ihrer Musik ein?

Eigentlich müsste ich zu meinen Texten eine Musikempfehlung geben, was beim Lesen gehört werden sollte. Eigentlich müsste ich Musik machen. Aber solange ich das noch nicht kann:

Alle meine Musikhelden: Keep on singing.

 

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