Tagespolitisches

Fake it till you make it?

Das Geheimnis zum Schreiberfolg sei, immer weiter zu schreiben. Wenn ich das irgendwo gelesen oder gehört hatte, musste ich immer lachen. Einerseits – wie banal! Wer aufgibt, hat offensichtlich keinen Erfolg. Andererseits – wie naiv! Schließlich schrieb ich doch schon mein Leben lang und hatte immer noch keinen Erfolg.

Heute denke ich darüber ein wenig anders. Natürlich, schreiben allein reicht nicht, denn was nützen mir die Tonnen beschriebenem Papier in meiner Wohnung (ich bin nicht in der Lage, ein einziges geschriebenes Wort wegzuwerfen 🙄), wenn niemand davon erfährt. Und wenn man einfach nur für sich alleine schreibt, ohne Kritik von außen zu suchen, wird man wohl auch kaum besser, man wird nur anders, weil man älter wird.

Ich bin das Ganze jahrelang falsch angegangen.

Aber trotzdem – nachdem ich endlich mal wieder ein ganzes Wochenende dem Schreiben gewidmet habe und in meinem aktuellen Romanprojekt ein gutes Stück vorangekommen bin, habe ich ein besseres Gefühl dabei, mich Schriftstellerin zu nennen. Ja, okay, ich habe eine kurze Veröffentlichungsliste, aber das berechtigt mich doch nicht, diesen Titel zu tragen, wenn ich nicht kontinuierlich neues produziere, nicht wahr? Das ist jedenfalls mein Empfinden …

Aber jetzt habe ich die Geschichte von Jona und Luce zehn DIN-A-4 Seiten weiter erzählt (ich habe sie noch nicht abgetippt, aber in Normseiten dürfte es mindestens das doppelte sein), habe in Stichworten den weiteren Verlauf notiert, habe das erste Viertel fast fertig. Und jetzt erst fühle ich mich wieder als Schriftstellerin.

Nicht in den wunderbar inspirierenden Wochenenden im Schreibhain Berlin, an denen ich mit anderen angehenden SchriftstellerInnen mein Handwerk verfeinere, aber außer wunderbaren Miniaturen, die man niemals zu irgendwas gebrauchen kann, nichts produziere. (Das habe ich schließlich früher in den Vorlesungen gemacht, davor in der Schule, immer mal wieder zwischendurch bei der Arbeit.) Nicht, wenn ich das mit Aktenordnern und Notizbüchern vollgestopfte Regal in meinem Arbeitszimmer betrachte. Nicht, wenn ich an diesem Blog arbeite. (Obwohl der ja wenigstens LeserInnen hat.)

Alles, was ich tue, mache ich mit Begeisterung, unterrichten, Cookies backen, bloggen, lesen, auch stundenlang Netflixserien suchten. Aber was ich will, was ich bin, sind Romane.

Ich habe keine Ahnung, ob dieser Roman jemals veröffentlicht wird, noch weniger, ob er Erfolg haben wird. Das liegt dann nicht mehr in meiner Hand. Aber Schriftstellerin bin ich schon und nur, solange ich schreibe.

Also ja: Das Geheimnis zum Schreiberfolg ist wohl, immer weiter zu schreiben. Oder, wie irgendein großer Schriftsteller einmal sagte (in den letzten Wochen ist mir das Zitat mehrfach über den Weg gelaufen, aber jetzt finde ich es nicht wieder, vielleicht kennt es ja einer von euch?): Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der nicht klug genug war, mit dem Schreiben aufzuhören. Oder so ähnlich.

In diesem Sinne: Eine schreibende Woche!

Jona oder die Künstlerin auf dem Arbeitsmarkt

Ein Kommentar zu „Fake it till you make it?

  1. Ich finde es interessant, dass du dein Schriftsteller-Dasein von deiner aktiven Tätigkeit abhängig machst und nicht wie viele von deinen Veröffentlichungen. Oder deinen Verdiensten damit. Eine schöne und irgendwie hoffnungsvolle Vorstellung, dass ich mich auch so nennen könnte…

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