Neben meinem Bett stapeln sich die angebissenen Törtchen.
Leben mit Augen und Ohren und einem fühlenden Herzen ist schwer. Es tut weh und verdirbt den Appetit.
Irgendwo in Deutschland verliert gerade ein Junge, den ich liebe, zum zweiten Mal eine Heimat, einen Ort, an dem er sich sicher gefühlt hat. Und dieses zweite Mal zumindest wäre vermeidbar gewesen. Deutschland hat die notwendigen Ressourcen.
Nur ich kann nichts machen. Ich möchte ihn in die Arme nehmen, ihm eine Heimat bieten und ihm sagen, dass alles gut wird. Aber ich mache nicht gerne leere Versprechen.
Der Berg aus Naschkram neben meinem Bett verklebt und vertrocknet zu einem Klumpen. Ich war so traurig, ich dachte, ich bräuchte Zucker. Und dann habe ich kaum einen Bissen herunterbekommen.
Irgendwo in Magdeburg gibt es einen Schüler oder eine Schülerin, die meine Aufmerksamkeit besonders braucht, auch wenn ich sie oder ihn noch nicht kenne. Irgendwo hier gibt es Kinder, die genau mir ihre Geschichte erzählen müssen, um sie ertragen zu können. So wie ich als Schülerin eine bestimmte Lehrerin gebraucht habe. Und alles, was mir dann bleibt, ist gut zuzuhören und die tröstende Gewissheit, dass man deutsche Kinder zumindest nicht abschieben kann.
Es ist so viel leichter, einen vertrauten Menschen nicht mehr zu sehen, wenn man weiß, dass er sicher ist. Und man ist bekanntlich ein Leben lang für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat. Was man gezähmt hat. Wem man zugehört hat.
Der Platz in meinem Herzen ist grenzenlos. Und meine Kraft werde ich schon auftanken neben diesem Klotz aus Schokoladenkuchen.
Eine Fliege brummt.
Irgendwo auf dieser Erde leben Menschen, die mir das Leben gerettet haben. Manchmal frage ich mich, ob sie hin und wieder an mich denken, und ich würde mich über eine Flaschenpost freuen. Aber allein, dass sie für mich da waren, als ich es am dringendsten benötigt habe, als ich jung war und heimatlos, lässt mich anderen eine Heimat bieten.
Auch wenn Bürokratien langsam abgebaute Mauern wieder hochziehen, angekommene Kinder weiter flüchten müssen, und mein Herz immer wieder zerbricht.
Aber sobald das Klima nicht mehr ganz so zerstörerisch ist, werde ich meinen Nachttisch aus Weißmehl und karamellisiertem Zucker schon auf den Sperrmüll stellen.
Aufgabe: Was, wenn der Nachtisch zum Nachttisch wird?
Inspiration aus Tippfehlern. Habt ihr auch schon mal einen Tippfehler gefunden, den ihr total witzig fandet? Erzähl mir gern davon in den Kommentaren oder schreibt mir eine Nachricht!
Und nächste Woche: Eine Reizwortgeschichte. Lasst euch eine Sammlung von 10-15 scheinbar unzusammenhängenden Wörtern geben und schaut, wozu sie euch inspirieren. Und vor allem:
lest! schreibt! lebt!
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