
Sie sagen, du kannst alles schaffen, wenn du nur wirklich willst.
Das ist schwierig, wenn der Wille das ist, was erkrankt ist.
Es war eine ereignisreiche Woche, eine anstrengende Woche. Ich habe getan, was ich wollte, ich war bei meiner Nichte und war hinterher total erschöpft. Und wieder einmal habe ich gedacht, dass alle treusorgenden Eltern ein Bundesverdienstkreuz verdienen. Es braucht eine Herde, um ein Kind zu erziehen. Und das muss nicht unbedingt ein*e ausgebildete*r Erzieher*in sein, wie in Kita oder Hort, Kinder brauchen auch eins-zu-eins-Betreuung und das können Einrichtungen nicht bieten. Großeltern, Tanten, Onkel, ältere Geschwister, Freund*innen der Familie, jede, die bereit ist, ihre Aufmerksamkeit eine Zeit lang auf das Kind zu richten, ihre Aufmerksamkeit mit dem Kind zu teilen, kann den Eltern einen Teil der Last abnehmen.
Es war für mich nur ein Wochenende und trotzdem war ich hinterher ausgelaugt. Eltern von Kleinkindern, die sagen, es ginge ihnen gut, lügen. Ich hätte am Montag nicht arbeiten gehen können, selbst wenn ich es gemusst hätte.
Aber ich habe getan, was ich wollte, und meinen Patreon-Account weiter gebastelt. Das ist einfach. Das ist – noch – mit keiner Konsequenz verbunden. Am Donnerstag wollte ich dann zur Druckerei, um Testdrucke anfertigen zu lassen, und ich hatte Angst. Ich weiß nicht, wovor ich Angst hatte, doch diese Angst hielt mich am Donnerstag davon ab, meine Wohnung zu verlassen, und auch am Freitag habe ich sie noch gespürt. Es war, als wäre ich auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch.
In die Druckerei zu gehen, Abzüge von meinen Originalen zu drucken, die auch nicht an meiner Wand landen werden, heißt, mich als professionelle Künstlerin zu verstehen. Das fällt mir schwer. Das ist der hauptsächliche Grund, warum ich mir für das Schreiben, das Malen, das Posten (das ja Marketing ist, irgendwie) immer zu wenig Zeit einräume. Weil ich immer noch der Stimme aus meiner Kindheit glaube, die mir sagt, dass Schreiben ein Hobby sei, kein Beruf.
Ich muss endlich lernen, meiner Berufung zu glauben.
Nun hat es am Freitag nicht geklappt, wie meine Instagram-Follower schon lesen konnten, weil ich die Bilder im falschen Dateiformat dabei hatte, und nun darf ich am Montag noch einmal hinfahren. Und ich werde vermutlich wieder nervös sein, weil meine Angst sich nicht an Erfahrungen orientiert. Und ich werde es trotzdem machen.
Ob ich damit Erfolg haben werde, kann ich nicht wissen. Auch meine Followerzahlen hier und auf Instagram wachsen sehr langsam. Aber woran misst sich Erfolg?
Ich bin rausgegangen, ich habe meine Nichte besucht, ich war in der Druckerei, ich werde morgen Patreon freischalten. Und sollte ich schon Patrons gewinnen können, und seien sie auch nur zwei, werden sie das erste Bild zum Download bekommen. Nicht morgen, vielleicht auch nicht am Montag, aber irgendwann in der kommenden Woche.
Für mich – und viele andere – reicht es nicht, nur zu wollen. Ich muss auch akzeptieren, wo meine Grenzen liegen. Ich kann Perfektion so sehr wollen wie alle anderen, ich werde sie niemals erreichen. Aber gerade in meinen Fehlern, meinen Falten, meinen Narben liegt meine Einzigartigkeit.
PS. Außerdem habe ich in einem Kulturzentrum vor Ort angerufen, mit dem ich gerne zusammenarbeiten würde (telefonieren ist schwer für mich), und ein Webinar zu Insta-Marketing besucht und werde Sonntag Abend ein Webinar zu Zeitmanagement besuchen, auf dass ich endlich meinen Roman fertig bekomme. Ich arbeite an dem, was ich will. Nur es zu wollen, hilft noch nicht viel.