Almost an Adult

Almost an Adult 23.16

Sie sagen, wir seien doch gleichberechtigt und sollten unseren Männerhass zu Hause lassen.

Mir erzählte eine FH-Studentin aus einem technischen Studiengang, in ihrer Fakultät hießen falsch gedrehte Schrauben „Frauenschrauben“, ihr als einziger StudentIN höre der Professor nicht zu und nehme ihre Vorschläge erst ernst, wenn sie von einem Kommilitonen wiederholt würden, und dennoch meinten die Kommilitonen, niemand hielte Frauen davon ab, einen technischen Studiengang zu wählen. Mädchen hätten einfach weniger Interesse an Technik.

Was natürlich nichts damit zu tun hat, dass wir Mädchen Puppenhäuser und Jungs ferngesteuerte Autos zum Selberbauen schenken.

Wir erzählen unseren Töchtern längst, dass sie Polizistinnen werden können, doch wer von ihnen wird das ernst nehmen, wenn in Zeitungsartikeln und Kinderkrimis fünf Polizisten zum Tatort erscheinen und niemand darüber nachdenkt, dass – rein grammatikalisch gesehen – vier von ihnen Frauen sein könnten.

Ich habe ein Arbeitsblatt gestaltet, auf dem sich Schüler*innen in verschiedene Situationen versetzen sollten, zwei waren männlich formuliert, zwei weiblich. Ich dachte, damit hätte ich die Gleichberechtigung erfüllt. Die Mädchen hatten kein Problem damit, sich bei der männlichen Formulierung mitgemeint zu fühlen, die Jungs haben die Situationen mit der weiblichen Formulierung ignoriert. Warum sollten wir leisten, was ihr – liebe Männer – nicht zu leisten bereit seit?

Ich habe die Stelle im Gleichstellungsbüro der Uni zwar nicht bekommen, aber das heißt nicht, dass ich nicht für Gleichstellung kämpfen kann.

Rote Rosen zum Frauentag? Danke, nein. Meine Meinung ernst zu nehmen und das an jedem Tag, das wäre eine Würdigung der Frau (bzw. weiblich gelesenen Person). Auch wenn in meinem Beruf tatsächlich Frauen in der Mehrzahl sind, ist gendergerechte Sprache keine Selbstverständlichkeit. Meine Kolleginnen haben sich, nach eigener Aussage, „immer mitgemeint gefühlt“. Aber warum sollte ihre Erfahrung für heutige Mädchen noch gelten? Nicht die Unverletzte entscheidet darüber, was eine Verletzung darstellt.

Ladys first? – F*** you. Wenn wir doch nur beim durch die Tür gehen die ersten sein dürfen.

Männer sagen ja gern, dass sie nicht mehr wissen, was sie tun dürfen. Die Antwort ist ganz einfach. Verhältst du dich so, weil du dein Gegenüber als Frau liest? Dann lass es. Würdest du dich jedem Menschen gegenüber so verhalten? Dann ist es in Ordnung.

Ich bemühe mich hier um die Sternchenform, weil ich alle Geschlechter ansprechen will, nicht nur Männer und Frauen. Stolperst du beim Lesen (noch) darüber? Hinterlasse mir gern einen Kommentar, wie man gendergerecht schreiben sollte.

Meine Frau und ich haben gestern Abend die Knock-outs der aktuellen TheVoiceKids-Staffel gesehen. Wie diese Kinder sich gegenseitig unterstützen, obwohl sie wissen, dass nur eine*r aus ihrer fünfer-Gruppe weiter kommen wird – davon will ich mir noch eine Scheibe abschneiden. Ich gebe zu, ich bin neidisch auf jeden Erfolg meiner Kolleg*innen (beim Schreiben, nicht in der Schule). Ist das meine Torschlusspanik, habe ich Angst, dass es niemals etwas wird, wenn ich jetzt keinen Erfolg habe? Oder ist es mein geringes Selbstbewusstsein? Sehe ich in jedem Erfolg anderer einen verdienten Misserfolg für mich? Vor allem ist es doch erstmal eines: Ein Erfolg für einen Menschen, der es (im Regelfall) verdient hat. Und das sollte uns alle freuen.

Ansonsten habe ich Bilder digitalisiert und eine Druckerei kontaktiert – mein Plan, ein Patreonprofil online zu schalten, geht seinen Gang. Und das hiesige Literaturhaus möchte mich kennenlernen, um ggf. gemeinsam Schreibworkshops zu machen. Es läuft doch. Langsamer, als ich oft möchte, anders, als ich es mir als Kind vorgestellt hätte, aber es läuft!

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4 Antworten auf „Almost an Adult 23.16

  1. „Es läuft doch. Langsamer, als ich oft möchte, anders, als ich es mir als Kind vorgestellt hätte, aber es läuft!“
    Anders als in der Vorstellung.

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