… jedenfalls für manche. Soll heißen: nicht jeder Schauspieler braucht einen guten Film für eine gute Performance.
Doch noch eins vorne weg: Es war natürlich dann doch keine große Kocherei mehr gestern. Ich habe Meryls Twitterseite gestalkt und mich festgelesen. Wie genial ist das denn, dass eine, ‚tschuldigung für die Ausdrucksweise, Göttin wie sie auf Beiträge eines Irgendwers antwortet? Passt doch irgendwie zu dem Julia-Text. Und zeigt, dass sie doch nicht Julia ist, sondern besser. Also gab es nur noch Spagetti-Sojanese, aber das Zwiebelhacken habe ich immerhin von Julia bzw. Meryl gelernt.
Und aus Zeitmangel beschäftige ich mich heute mit dem einzigen Film mit Meryl Streep, den ich mir für diese Aktion kein zweites Mal ansehen mag: Into the woods. Ich habe den Film im Kino gesehen, als er erschien, verzeiht mir also, wenn mein Gedächtnis mich hin und wieder im Stich lässt, für den Notfall gibt es ja Wikipedia und Youtube.
Es geht jedenfalls, kurz gesagt, darum, was mit den Figuren aus Märchen passiert, wenn die Geschichte zu Ende ist, die Prinzen geheiratet und die Riesen besiegt sind und der Alltag wieder einkehrt. Alles in allem eine großartige Idee. Die Umsetzung dagegen …
Der Film springt scheinbar wahllos von einer Geschichte zur anderen, alle singen ohne ersichtlichen Grund und die gelegentlich aufkommende Magie verfliegt genauso schnell wieder. Der Film hetzt viel zu schnell durch viel zu viele Märchen und hat sich einfach zu viel auf einmal vorgenommen.
Es hätte eine großartige Geschichte darüber sein können, dass erfüllte Wünsche nicht immer Erfüllung bringen und Flüche unerwartet weite Kreise ziehen, doch trotz des Versuches, hinter die stereotypen Eigenschaften der klassischen Märchenhelden zu blicken, bleiben sie doch – stereotyp. Selbst der grandiose Johnny Depp als Wolf in menschlicher Gestalt bleibt eine nette Randnotiz, der Spagat zwischen Kitsch und Zynismus gelingt nicht.
Die einzige, die mal wieder hervorragend ist, wer hätte das gedacht: Meryl Streep in ihrer Rolle als böse Hexe, die total missverstanden, einsam und traurig ist, ihre böse Natur kennt und trotzdem eine gute Mutter für Rapunzel sein will, eine wahrlich tragische Heldin, was für Disney eine geniale Neuerung ist, nur leider in einem weniger genialen Rahmen. Als böse Hexe kann Meryl aus dem Vollen schöpfen: die Verzweiflung der Selbsterkenntnis, böse zu sein und geliebt sein zu wollen, gleichermaßen die Freude und das Elend des Böseseins, endlich kommt Gänsehaut auf, wenn sie ihrem Schmerz in Last midnight freien Lauf lässt. „You’re so nice, you’re not good, you’re not bad, you’re just nice“ und genau das ist dieser Film, nett, aber – er hält sein Versprechen nicht. Nur Meryl, was zeigt, dass eine großartige Schauspielerin keinen großartigen Film braucht, um, naja, großartig zu sein.
Und auch wenn Adorno vermutlich nicht begeistert wäre, auf die Kulturindustrie angewendet zu werden: Sie zeigt, dass ein richtiges Leben im Falschen funktioniert, im Film wie im Leben, wenn sie an etwas so absurdem wie Filmpreisverleihungen teilnimmt und mit einer gänsehautmachenden Rede etwas Gutes aus der Feier der Eitelkeit macht. Aber da waren wir ja schon.
Also zum Abschluss: Disney, mach kitschige Märchen, das kannst du. Wir müssen es halt einsehen, nicht jeder kann Meryl sein, nicht jeder kann in jedem Genre zu Hause sein.