Throwback Thursday

Schwanzgesteuert – oder doch eher Rüssel an Schwanz?

Warum wählen Frauen einen Mann zum Präsidenten, der offen zugibt, Frauen auszunutzen, sich damit sogar rühmt?

Weil sie genau diesen Mann wollen, der ihnen zeigt, wo’s lang geht, weil sie niemals gelernt haben, für sich selbst zu entscheiden. Weil sie nie gelernt haben, dass ihre Entscheidungen Konsequenzen haben (seien es gute oder schlechte).

Wen beleidigen diese Mädchen in meinen Kursen wirklich, wenn sie sagen, dass die Männer von heute alle Pussys sind? Nicht, dass ich Speichellecker mögen würde. Ich mag Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen, selbst wenn die sie in die Wüste führen, die zu ihrer eigenen Meinung stehen. Aber wenn jemand dazu zu faul ist – so what? Ich werde ihn nicht führen. Aber ich suche auch niemanden, der mich führt. Ich kenne meinen Weg zwar nicht, aber ich werde ihn selber finden, Schritt für Schritt.

Fällt ihnen wirklich nicht auf, was sie da sagen, wenn sie darüber klagen, dass es heute keine echten Männer mehr gibt? Warum werden sie so gerne dominiert, erwarten von Eltern, Lehrern, Männern, dass die schon wissen, was gut für sie selbst ist?

Vielleicht ist es ja nur Gewohnheit. Neues auszuprobieren ist immer schwer. Vielleicht ist es Faulheit. Aber vielleicht ist es auch ein Zeichen dafür, dass wir nach so vielen Jahren Frauenbewegung erstaunlich wenig erreicht haben. Die Gene mögen heute nicht mehr so viel Aussagekraft haben. Die Rollenerwartungen bleiben.

Wie betrachtet man denn diese Frauen, die es wirklich geschafft haben? Die haben „Eier in der Hose“, „echte Führungsqualitäten“, die tragen Hosen und lassen die Männer hinter sich gehen, sie verhalten sich wie die Männer früher, nur halt mit XX-Chromosom. Und alle Frauen, die dafür nicht die Kraft, die Motivation oder die Intelligenz haben, müssen sich halt führen lassen, sei es von dem großen Mann oder der starken Frau, das ist eigentlich einerlei. Wer anderen seine Meinung aufzwingt, hat Eier, wer anderen folgt, ist eine Pussy, ein Schlappschwanz. Doch was ist eigentlich der, der einen wählt, gerade weil er kein Schlappschwanz ist? Muss nicht gerade der Schwache den Überstarken wählen, um sich sicher zu fühlen?

Nach der viel zu strikten Zweiteilung in Mann und Frau kommt die in Anführer und Gefolgsmann, aber gibt es nicht auch ein Drittes? Einen Menschen, der für sich selbst entscheidet und nur für sich, der auf alle anderen hört und dennoch für sich selbst spricht, nur für sich. Der die Macht des besseren Argumentes gelten lässt, nicht die Kraft, die Wut, die Angst.

Ist das nun männlich oder weiblich? Wozu überhaupt dieses Klischee?

Wie kann ein Mensch einen Menschen wählen, der sich damit rühmt, andere Menschen zu missbrauchen? Das ist die eigentliche Frage, vor der wir stehen.

Es ist eine Wahl aus Angst, weil die Angst davor, von ihrem gewählten Oberhaupt missbraucht zu werden, immer noch besser ist als die, gegenüber einem undurchschaubaren, nicht kalkulierbaren Geistwesen zu verlieren, dem Terrorismus, dem Markt, dem Anderen. Und die Angst hat uns fest im Griff, weil wir von Kindesbeinen an gelernt haben, dass wir im Grunde nichts ändern können. Das Andere kommt sowieso und ist sowieso stärker, egal wie sehr wir uns bemühen. Also wählen wir lieber unsere Qual, als uns vom Anderen überraschen zu lassen. Wir glauben, was wir in den Medien und in der Kneipe hören, weil das immer noch besser ist, als ahnungslos zu sein.

Was bleibt also? Den Kopf in den Sand zu stecken, Adeles Schmerzstimme Wunden in die Seele reißen zu lassen, die so persönlich sind, dass die große Politik draußen bleibt, sich über die Milchpreise und die Arbeitszeiten aufzuregen und auf den Tod zu warten – eine verständliche Wahl, die mich auch immer wieder gefangen nimmt. Doch es gilt, den Kopf in die Sonne zu strecken, die Feder zu spitzen und mit Worten, mit Argumenten, mit helfenden Händen zu zeigen, dass Entscheidungen durchaus Früchte tragen können, dass wir alle keine um sich schlagenden Anführer brauchen, um unser Leben zu retten. Denn niemand ist eine Pussy. Wir sind keine Elefanten, die sich vom Schwanz des stärksten Bullen führen lassen müssen. Wir können selbst entscheiden und uns dabei zur Seite stehen, Rat geben und annehmen, aber immer frei, immer mit Verstand.

Und wenn wir die Angst einmal gewinnen lassen, denn Mut macht müde und manchmal ist einfach alles zu viel, dann entscheiden wir uns auch dafür. Weil es für den Moment das Richtige ist und nicht weil die Angst uns überwältigt hat.

(Erstmals veröffentlicht am 29.01.2017)

 

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