Schreiben als Selbstfürsorge · Schreibmenschen

Selbstfürsorge mit dem Stift – in elf Wochen zum gesünderen Ich

Der Chef bittet um die Erledigung weiterer Aufgaben. Zu Hause wartet der Haushalt, die Kinder müssen zum Sport gefahren werden und der Partner freut sich auf einen gemütlichen Fernsehabend. Und waren da nicht auch mal noch Freunde?

Unser aller Leben sind ziemlich vollgestopft mit sozialen Kontakten und anderen Verpflichtungen. Viel zu selten bleibt uns Zeit für uns selbst.

In dieser dreizehn wöchigen Beitragsreihe (basierend auf meinem Gastbeitrag bei Andreas) möchte ich euch zeigen, wie ihr euch schreibend um euch selbst kümmern könnt (und warum ihr das tun solltet).

Selbstfürsorge ist politisch

Ich habe auf diesem Blog oft Beiträge zu politischen Themen verfasst, was in letzter Zeit weniger geworden ist. Nicht, weil die Politik mich nicht mehr interessieren würde oder weil nichts Kommentierenswertes passiert ist. Vielmehr, weil ich mich selbst damit schütze. Nicht mehr jede Woche in einen Abgrund zu sehen, hilft mir, meine Wut zu kontrollieren. Und das ist bei der aktuellen Situation in Deutschland besonders wichtig geworden.

Die Menschen scheinen sich in zwei Lager aufzuspalten. Auf der einen Seite die Menschen, die meinen, dass niemand sich ausreichend um sie sorgt, und die bereit sind, mit Gewalt um Fürsorge zu kämpfen (die gibt es im Übrigen sowohl rechts als auch links). Auf der anderen Seite die, die sich zu sehr um andere sorgen und ihre eigenen Bedürfnisse dabei vergessen. Und vielleicht sogar aus lauter Frust zu den Kämpfenden wechseln (ich selbst war immer wieder nicht weit davon entfernt).

Dabei müsst ihr euch um euch selbst kümmern, um Fürsorge durch andere wahr- und annehmen zu können. Wenn ihr euch von Staat, Familie und Freunden verlassen fühlt, habt ihr euch vermutlich ebenfalls verlassen. Und nur von euch selbst dürft ihr Selbstfürsorge wirklich erwarten.

Aber ihr müsst auch euch selbst pflegen, um andere pflegen zu können. Fürsorge fängt immer bei uns selbst an.

Selbstfürsorge ist erlaubt

Wir scheinen uns nicht recht zu trauen, für uns selbst zu sorgen. Es hat den Beigeschmack von Egoismus, von Selbstbezogenheit, zu sagen: „Ich kann gerade nicht, ich muss mich erstmal selbst glücklich machen.“ Wir haben gelernt, dass wir immer funktionieren müssen, wenn jemand etwas von uns will.

Aber zu sagen: „Warte, ich muss erst essen, ich habe Hunger.“, ist nicht egoistisch. Niemand erwartet, dass wir gute Leistung erbringen oder auch nur freundlich sein können, wenn unser Magen leer ist. Wieso glauben wir also, eine leere Seele wäre kein ebenso gutes Argument?

Gefühle einzugestehen ist immer schwierig. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wie viele von uns als Kinder gelernt haben. Aber es macht uns verwundbar. Unsere Gesellschaft bezieht Selbstfürsorge hauptsächlich auf den Körper, auf Ernährung und Sport. Viele machen Yoga, ohne die volle Wirkung auf Geist und Seele zuzulassen. Dem Indianer gleich stehen zu bleiben und auf die eigene Seele zu warten, wirkt in unserer Gesellschaft merkwürdig. Und ist doch so wichtig.

Selbstfürsorge ist notwendig

Die eigenen Gefühle zu ignorieren, zu verleugnen, macht früher oder später krank. Genauso wie ein leerer Magen macht es uns zunächst übellaunig und reizbar, wir verlieren schneller die Geduld. Der Chef ist auf einmal ein Arschloch, die Kinder kleine Nervensägen und der Partner – warum sind wir eigentlich noch mal zusammen?

Wenn ihr auch die Wut noch verleugnen könnt, werdet ihr sie körperlich merken. So wie der übellaunige Fastende zu einem kränklichen Unterernährten wird. Die Rückenschmerzen nehmen zu, die Erkältung geht einfach nicht mehr weg und geschlafen habt ihr auch schon lange nicht mehr.

Dann ist es Zeit, die Notbremse zu ziehen!

Ihr müsst nicht den Job kündigen, Partner und Kinder verlassen und mit dem Rucksack durch Indien wandern. Lasst uns lieber oft ein bisschen auswandern als irgendwann für immer, wie Sarah Lesch kürzlich so schön sagte.

In den nächsten elf Wochen (nach einem letzten Gruß aus dem Schreibhain am kommenden Montag) zeige ich euch, wie ihr euch in wenigen Minuten am Tag kleine Räume öffnen könnt, die nur euch selbst gehören. In denen ihr euch kennenlernen könnt, eure Gefühle ausleben, euch ausruhen, Abenteuer erleben … was ihr gerade wollt und braucht.

Ihr braucht dafür keine Vorkenntnisse, keinen eigenen Raum, keine Technik. Nur euch selbst, wenige Minuten Ruhe, einen Stift und Papier. Kommt mit auf diese Reise zu einem reflektierteren und gelasseneren Ich, das sich dann vielleicht auch wieder auf die Politik einlassen kann.

Reiseplan

Am kommenden Montag (17.09.) wird es noch einmal Grüße aus dem Schreibhain geben. Danach starten wir voller Energie in das dritte Semester, in dem wir intensiv an unseren eigenen Romanprojekten arbeiten werden, daher wird es dann still um den Hain. Zwischendurch wird es vielleicht Zwischenstandberichte in den sozialen Medien geben, jedoch keinen Beitrag hier.

Am 24.09. startet dann der erste Block der „Selbstfürsorge mit dem Stift“-Reihe mit dem Thema „Zum Ich kommen“. Dafür beschäftigen wir uns mit dem Klassischen Tagebuch, dem Traumtagebuch, mit Fragen an sich selbst und mit der freien Assoziation.

Im zweiten Block „Das Ich pflegen“ erkunden wir unsere Gefühle, leben sie aus und teilen sie mit und lernen am noch etwas über die Schreibtherapie.

Im letzten Block erlauben wir uns, uns selbst auch einmal zu vergessen, indem wir fiktive Geschichten schreiben, Schreibübungen bearbeiten und uns in andere Rollen schreiben.

Zu jedem Thema gibt es reichlich Hintergrundwissen, Literaturtipps und natürlich Schreibaufgaben.

Also: bleibt dabei, folgt meinem Blog, um keinen Artikel zu verpassen, und meinen Sozialmedia-accounts (Facebook, Twitter) für weitere Informationen, hinterlasst mir gerne einen Kommentar, wenn ich etwas vergessen habe oder einfach nur so, und
lest! schreibt! lebt!

Ein Kommentar zu „Selbstfürsorge mit dem Stift – in elf Wochen zum gesünderen Ich

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